Offene Gesprächsrunde in der Werkstatt in Sutthausen

04.10.2022

Werkstattrat organisiert mit Gesprächsrunde mit Landtagskandidaten.

große Versammlung des Gesamtwerkstattrats.

Im Rahmen der Landtagswahl lud der Gesamtwerkstattrat der HHO 13 Kandidaten der bevorstehenden niedersächsischen Landtagswahl zu einer offenen Gesprächsrunde in die Werkstatt Sutthausen ein.
Folgende Politiker kamen der Einladung nach: Jonas Pohlmann, Verena Kämmerling, Christian Koltermann (CDU), Mareen Guth (Grüne) Gerhard Barmeier (FDP), Silke Depker (SPD), Alexander Beier, David Böttger (Die Linke), Emine Tunc, Christian Kühn (VOLT), Thomas Synowietz, Moritz Brüggemann (Die Partei).
Es entstand eine angenehme und verständnisvolle Gesprächsatmosphäre, die es den Beteiligten erlaubte, auch offen über Ängste zu sprechen – beispielsweise darüber, dass Werkstätten für Menschen mit Behinderung von immer Menschen als nicht inklusiv betrachtet und in Frage gestellt werden.
Über den Verlauf dieser ungewöhnlichen Gesprächsrunde möchten wir an dieser Stelle Waldimir Geldt, den Vorsitzenden des Werkstattrates, zu Wort kommen lassen:

„Am 19.09.22 um 18 Uhr war es endlich so weit: unsere lang geplante Veranstaltung wurde durch Joachim Böhmer und mir, Wladimir Geldt, eröffnet.
Wir begrüßten insgesamt 13 Politiker. Es gab sieben Tische mit verschiedenen Themen. An jedem Tisch führten Moderatoren durch die Themen:
1. Arbeit/Schule/Inklusion, 2.Wohnsituation/Bürokratie und 3. Fachkräftemangel

Zu den Themen erarbeitete sich das Organisationsteam, bestehend aus Mitarbeitervertretung, Angehörigenbeirat und Werkstattrat, im Vorfeld Fragen.
Diese und eigene Fragen wurden an den Thementischen von Werkstatt-Beschäftigten, angestellten Mitarbeitern, Angehörigen, Mitgliedern der Schülervertretung der Horst-Koesling-Schule, der Bewohnervertretung und der Geschäftsleitung gestellt und diskutiert.

Nachdem die Politiker ihre Plätze an den Tischen eingenommen hatten, starteten die Gespräche mit einer Vorstellungsrunde. Jeder konnte sich beschreiben und so lernten wir einander erst einmal kennen. Schnell kamen die eigenen Themen und Sorgen auf den Tisch. Nach persönlichen und offenen Gesprächen eröffnete Joachim Böhmer die große Runde und fragte nach „Schlüsseleindrücken“.

Einige Teilnehmer erklärten, dass sie in den Medien von möglichen Werkstätten-Schließung gehört hätten. Das sorgt für viel Verunsicherung und Bauchschmerzen bei allen Betroffenen. Auch wenn Politiker sich oft nicht einig sind, herrschte zu diesem Thema vollkommene Einigkeit. Bei der Arbeitsplatzwahl steht der Mensch mit seinen Fähigkeiten, Wünschen und Bedürfnissen im Mittelpunkt.

Handlungsbedarf sehen nicht nur wir, sondern auch die Politiker beim Thema Fachkräftemangel und Barrierefreiheit. Einige sprachen sich dafür aus, dass Schulgeld für angehende Fachkräfte zu streichen.

Barrierefreiheit auf der Straße, in Gebäuden und bei Behördengängen stellen noch große Hürden auf dem Weg zur Inklusion dar. Unser Gesamteindruck ist, dass es bei dieser Veranstaltung nicht um die Wahlprogramme der Partien ging, sondern in erster Linie um einen persönlichen Austausch.

Dieser Austausch ist wichtig, um den Bereich der Eingliederungshilfe immer wieder in den Mittelpunkt der Politik zu rücken. Deshalb möchten wir auch nach der Landtagswahl einen neuen Termin vereinbaren.
Diese Idee ist auch bei den Politikern auf großes Interesse gestoßen. Wir bedanken uns für die Teilnahme und die Organisation an dieser Veranstaltung. Besonders die persönlichen Wortmeldungen in der großen Runde erfordern sehr viel Mut und zeigen, wie gut das Miteinander an dem Abend war.
Wir hoffen, dass wir auch bei einem neuen Termin so viele Teilnehmer begrüßen können.“

Welche Aufgaben haben Werkstatträte?

Die Beschäftigten mit einer Beeinträchtigung, die in den Werkstätten für Menschen mit Behinderungen sind an ihren Arbeitsplätzen täglich stark gefordert. Umso wichtiger ist ihre aktive Mitwirkung bei der Gestaltung des Arbeitsumfeldes und der Arbeitsbedingungen. Werkstatträte – seit 2017 – auch Frauenbeauftragte setzen sich in den Werkstätten und in überregionalen Gremien für bessere Teilhabe am Arbeitsplatz ein.

Die Rechte und Pflichten der Werkstatträte sind gesetzlich klar umrissen. Dazu gehören beispielsweise das Mitspracherecht bei Stellenbesetzungen oder das Recht auf einen monatlichen Austauschtermin mit der Werkstattleitung. Bei diesen äußern sie ihre Ideen und Vorstellungen zu Themen des Arbeitsalltags wie beispielsweise Werkstattordnung, Arbeitszeiten oder Fortbildungen. Bei vielen Entscheidungen gilt: Die Werkstattleitung darf Entscheidungen erst nach Zustimmung durch den Werkstattrat treffen und umsetzen.
Die Aufgaben der Frauenbeauftragten sind dagegen eher allgemein formuliert und in der Praxis häufig noch unklar. Primär sollen sich für den Schutz der Frauen vor Gewalt, die gute Vereinbarkeit von Familie und Arbeit sowie die Gleichberechtigung von Frauen und Männern in den Werkstätten einsetzen.